ZICHERBACHER
KERWAZEITUNG
Ziegenbachs Kirche 1996 Ziegenbachs Kirche


Aufgrund negativer Erfahrungen bei den Umzügen selbst sehe ich mich genötigt zu betonen, daß die in den Kirchweihzeitungen veröffentlichten Ansichten und Darstellungen nicht meiner persönlichen Meinung entsprechen. Sie werden hier nur wiedergegeben, um die tatsächlich so gehaltenen Kirchweihpredigten einem größerem Publikum zugänglich zu machen.

Thomas Schad


Einleitung

Liebe Leut es is so weit,
endlich is sie do, die Kerwazeit.

Heuer hamer uns wieder zu aaner Kerwazeitung zamgsetzt,
und wir hoffen, daß die, die do drin vorkumma, sind net so arch entsetzt.

Denn noch der letzten Zeitung hamer gehört,
manche Leut worn ganz sche empört.

Der langen Rede kurzer Sinn,
heuer steht bestimmt wieder viel Wissenwertes drin.


Freibier

Zum Umzuch letztes Johr müß mer a nu was sagn,
da hammers Freibier finanziell net vertragn.

Bei solche Anläß is scho immer so gwesen,
die Kerwaburschn saufn - die anner tragn die Spesen.

Zuerst da war die Freude groß,
Freibier vom Wirt - a 15 Liter Foß!

Doch während dem Umzuch hat sich zeicht,
daß so a klaans Fäßla uns net reicht!

Da hammer net lang nachgedacht,
und gleich a neue Bestellung gmacht.

So schnell is der Wirt nu nie gsprunga,
und is gleich mit am neua Fäßla okumma.

Die Stimmung stieg im Publikum,
denn viele Freibiermaßen gingen um.

Der Rest der Veranstaltung is na ganz gut gloffen,
gsunga hammer, gepredigt und gsoffen.

Nachdem die Predigt war vollbracht,
hammer das leere Fäßla zum Wirt zurückgebracht.

Daß mers zohln müßen hammer scho gwißt,
doch net, daß der Wirt so geschäftstüchtig ist.

Denn die Rechnung fürs Freibier war recht groß,
gleich 80 Mark für a 15 Liter Foß!

Doch er war barmherzig, is uns nu entgecherkumma,
hat uns am End doch bloß 65 Mark abgnumma.

Doch ka Angst, ihr müßt a heuer net aufm Truckna bleim,
mir hams heuer gschafft, a billichers Freibier aufzutreim!


Der Traktor Unfall

Aufn Bauernhof gibts an Haufn Mist und Dreck,
und wenn er groß genuch is, fährt men weg.

Doch des Fohrn is gor net leicht,
wenn ma kaan Plan hat, und kanner es an zeicht.

Drum hat si der Borsch gedacht, des muß mer mal probiern,
und hat versucht den Mist auf den Acker naus zu kutschiern.

Doch weit kumma is er net mir dem Gspann,
denn a Bauwong is im im Weg gstanna, so a older Karrn.

Er hat numal Gas gem und wollt schaltn,
besser hätter aufn Weg gschaut, vielleicht hätters nu derhaltn.

Doch so hat er den Bauwong gnumma, und des frontal,
der Schaden wor net klaa, - sondern kollosal.

Der Miststreier im Grom, die Schaufel aufn Dach, und die Achs in der Höh,
a Bild hätt mer machen solln, denn zum Oschaua wors rech schee.

Er rannte gleich ham, hat Hilfe gsucht,
der Old is dann kumma, hat gschend und gscheit gflucht.

Des große Gschrei hat aa net gholfen,
die sen hold doch a weng unbeholfen.

Mit zwaa Bulldog ham sie gezong, doch dann fing die ganze Scheiße an zu kippen,
dann sins darauf kumma, noch an dritten Schlepper zu schicken.

Drei Bulldogs zogen mit vereinter Kraft,
an gscheitn Schlooch hats getan, dann wors gschafft.

A der Bauwong war im Eimer, des is net gloong,
des Holz wor gsplittert, a die Achs wor verboong.

Jetz wißters Leut, jetzt is es klor,
warum die Klärnanloch so spät fertich wor.

Und die Moral vo dera Gschicht,
ohne Bauwagen baua die Arbeiter nicht!


Kläranlooch

In jedem Kaff gibts an riesen Dreck,
doch irgendwie muß der amol weg.

Früher is die Scheiße einfach in Boch neigloffn,
der wor kurz vorm umkippn, es gab kaum noch was zu hoffn.

Irgendwann hams eingsehn, daß des net so weitergeht,
drum hams beschlossen, daß in Zicherbach a Kläronlooch entsteht.

An sich wor des ka schlechta Idee,
doch wie des vor sich ganga is wor nimmer schee!

In Bibert wußtn sies scho lang, daß des beschlossene Sache ist,
bloß in Zicherbach hat ka Mensch vo was gwißt.

Letztes Johr dann zur Weihnachtszeit
fuhr a Baggerkonvoi in Zicherbach ei.

Wie bei der Bescherung ham die Leut gschaut
als die gsocht ham: "Do wird a Kläranloch baut!"

Bei diesem Bau ging viel daneben,
darüber wolln wir etzerd reden.

Gleich zum Anfang gabs an riesen Schreck:
Fürn ganzn Toch wor des Wasser weg!

Sie hättn erst besser den Bauplan studiert,
dann hättn sie beim Kanal verlegn net die Wasserleitung demoliert.

Für an ganzen Toch wors Wasser glei weg.
In dera Zeit gabs wenigstens kaan neua Dreck!

Net bloß aamol ham si die Leitung gekappt,
scheinbar hams soviel Spaß dron kappt,
drum hammsis später glei nu a mol geknackt.

Mitn Wasser hams ghabt a nu a anersch Problem:
Der Architekt hat gmaant, in Zicherbach hats nu nie a Hochwasser gem!

Des Bächla hatn eines bessern belehrt,
und hatn glei a volla Grum beschert.

Do ham sie gsehn: der Sicherungskasten steht a viel zu tief.
Drum ham sin naufgstellt, sunst laafert nu mehr schief.

Denn des waaß a jeder Depp,
Wasser und Strom verdrächt si net.

A mit der Pumpn is des a so a Sach:
Nachts wenn die Leut schlofm wolln macht sie an Haufm Krach.

Normal is des net, wahrscheins is die Abdichtung net geglückt,
weils vo außen ständich Wasser in die Klärgrum nei drückt.

A jetzt left bei der Sach nu viel verkehrt,
denn mit dena Kosten is an nu nix geklärt.

Drum hockn die Zicherbacher alle do und hoffn:
"Hoffentlich is mei arms Konto net so arch betroffn!"

A Schilffkläronlooch hätts wahrscheilich a getan, doch die Gma wor net willich,
warum wiß mer net, anscheinend wors na zu billich!


Der windige Säufer

So a Geburtstagsfeier is scho was wert,
do kammer umsunst saufn, vor allem wenn aan die Fra ham fährt

Nachdem die Feier war vorbei,
steigt er zur Hamfahrt ins Auto nei.

Beim Aussteign hätts na dann beino zerissn.
Er hat si an Nachbarn sein Zaun gstellt, er hat holt amol müssn.

Er hatn scho ausgepackt, bereit wors Gerät,
dann hatsn übern Zaun drüber gweht.

Am nächsten Tag hat er selber drüber glacht,
wos im Suf so a Windböe ausmacht,

Und die Moral vo dera Gschicht:
Sauf bei stürmischen Wetter nicht!


Mister Freibier

Des Bier des schmeckt die meisten Leut.
Doch manche schmeckts besonders, do dervo erzähln mer heut.

Aan hammer im Dorf, der scheint sie vo Moßen und Seidli zu ernährn.
Anerschter könnt mer des wos er so tut net erklärn.

Heuer hat er mal net die Straß naßgespritzt,
sondern lieber die Jugend mit Freibier unterstützt.

Am ersten Mai hat er sich gedacht:
"Etz werd sie auf die Such nach am Maibaum gmacht!"

Lang hat er an gsucht, doch er hat kan gfunna,
do derfür is er beim Treffen vo die Junga vorbeikumma.

Denna hat er erzählt, wos na alles so stört,
und hat si über des Fehln vo dem Bamm beschwert.

Damit so was nächtes Johr nemma passiert,
hat er glei a poor Freibiermaßn spendiert.

Dieses war der erste Streich,
und der zweite folgt sogleich.

Doch es gibt a a Kehrseitn bei der Sauferei:
mer waaß nemmer recht was mer macht, a mitn Laafm is meist vorbei.

Wieder mal war er beim Wirt drinna gsessen,
hat beim Saufn sei Grenzen vergessen.

Irgendwann hat er si dann doch gedacht: "Etz muß langa",
is aufgstanna und zur Tür naus ganga.

Doch daß vor der Tür a a Treppen is, des hat er vergessen.
Drum isser nunter gfalln und in die Bluma gsessen!

Der Wirt hat den Krach ghört, ihn hats sehr gerührt,
drum hat ern in Schlangalinien nach Hause gführt.

Dieses war der zweite Streich,
und der dritte folgt sogleich.

Bei der Feuerwehr isser a aktiv,
aber a da left so manches schief.

So wolltens heuer wieder a Abzeichen machn, doch er war net willich:
"Ich hab scho Blau-Gold, Bronze is mer zu billich!"

So hat er si a net ogschträngt, hat an Haufn Mist gebaut,
drum hammsen naus gschmissen, bevor er die Prüfung versaut.

Dieses war der dritte Streich,
und den Rest erspor mer euch!


Gülle auf der Straß

In Zicherbach gibts a paar Bauern, die ham an Haufn Küh,
die produzieren net bloß Milch sondern a wos anders - Gülle heißt die Brüh.

Die läft in a Grum, doch irgendwann is die voll,
do füllt mers in a Foß, weils aufn Acker naus soll.

A sein Nachwuchs muß mers genau zeign, wie des so geht,
damit er die Sach mit der Landwirtschaft besser versteht.

Der Klaa hat gut aufpaßt, hat sei Lektion gut glernt,
und hat den Verschluß vom Güllefoß entfernt.

Doch aans hat der Vater scheints net gscheit erklärt:
daß mer vorm Aufmachen erscht aufm Acker naus fährt!

Gscheid gstunken hat die ganze Straß,
aufm Teer hat er verteilt des ganze Faß.

Den Rest vom Tag hat er dann aufgekehrt,
was sein Junior hat ihm beschert.


Stazi

Die Ziegenbacher sind in aaner Beziehung recht modern,
denn der Nachrichtendienst liegt nicht fern.

Der wohnt mitten in Ziegenbach, hat a guta Übersicht,
was a immer im Dorf passiert, es entgeht ihnen nicht.

Die Beschattung läuft rund um die Uhr.
Die ärbern in Schichten, beobachten in aaner Tour.

Vom Fenster aus, do kammer viel sehn,
von do aus kann der wirklich nichts entgehn.

Außerdem gibts beim Fenster an guten Trick:
schaut wirklich mal aaner nauf, macht mer einfach an Schritt zurück.

A ham si a zweite Informationsquelln, die hat zu dan mit die Hoor,
denn do kama gut ratschn und nu mehr erforn.

Wennsd aus Ziegenbach etwas erfohrn willst gehst zu denna Leut,
du kumst als Blöder, und wennsd gehst waßt über alles bescheit!


Treffpunkt Zicherbach

In jedem Dörfla is normal, des defter an glaum,
da gibts für die Bürger an gscheiten Gemeinderaum.

Da treffen sich die Alten und die Junga,
denn da kammer ab und zu mol gut zusammakumma.

A in Zicherbach solls so was endlich gem.
Doch des gibt Leut, die sehng da drina a Problem.

Die Alten braung für ihren Nachmittag a Küchn, daß sie net verhungern,
und die Junga wolln a net auf der Straß rumlungern.

Mir hoffen, da wir jetzt bald was unternumma,
daß mer für alle zu aaner guten Lösung kumma!


Der Pilzsucher

Bei uns do gibts an Mo, der liebt des Wandern sehr.
Doch mit dem Lafm do tut er si recht schwer.

Drum hat er an Rollstuhl meistens dabei,
denn wenn er müd wird hockt er si nei.

A Hobby hat er a, des "Pilze sammeln",
denn er kann net sehn wie die im Wald vergammeln.

Drum is er letztens loß marschiert,
sei Weg hatn bis nach Bruckhof gführt.

A Wiesn voller Pilze hat er a gfunna,
wär er do lieber net neiganga, des wär na besser bekumma!

Bloß die Pfiffer im Blick schlappt er los, schaut net hi wo er geht,
bis er auf a mol merkt, daß er im Morastloch drinna steht.

Es geht net vorwärts, es geht a net zurück,
etz is vorbei mit dem Pfifferglück!

Der Rollstuhl is weit, er kricht na nemmer zu fassn,
er schreit um Hilfe, bis sei Stimm hättn fast verlassn.

Es wurde Achte, Frau und Sohn worn verzweifelt,
sie ham bemerkt, daß er net do is, der alte Teifel.

Da hams lang überlecht - kaaner hat gwißt,
wo er eigentlich hi ganga ist.

A paar Stund lang ham sin gsucht,
und dutzendmol ham si sein Leichtsinn verflucht.

Zum Schluß ham sin doch nu entdeckt,
sunst wär er wahrscheinlich im Wald noch - eigschlofn.

Den Rest vom Abend hams nu rumgschriea, mir könnas beschwörn,
wir worn zwar net dabei, doch im ganzen Kaff konnt mers hörn!


Kuchengeld wurde christlich

A Feuerwehrfest hats heuer a wieder gehm,
doch gor soviel wie letztes Johr gibts net zu erzähln.

Nomalerweis freut sich a jeder, wenn bei an Festla die Sunna lacht,
bloß in Zicherbach, do wird viel lieber Heu gemacht.

Letzts Johr hats grengt, do wors Zelt recht voll,
heuer do wors schee, drum wor die Besucherzahl net so toll.

Trotz allem ging beim Kaffee- und Kuchenverkauf,
des Gschäft recht gut, es kam Geld rein zu Hauf.

Es war so viel, sie sin ganz erschrocken,
die Weiber ham scho Angst ghabt sie bleim auf der Kohle hocken.

Sie ham lang überlegt, sin lang auf nix kumma,
dann hams beschloßen, es wird a Fahrt zu Landesgartenschau unternumma.

Die Fahrt wor scho schee, doch es hat net recht klappt,
am Schluß hams immer nu an Haafn Geld übrich ghabt!

Und scho wieder war die Sach net klor,
was mit dem Geld zu machen wor.

Wieder mal saßens da und begannen zu denkn:
"Wenn mers scho net selber braung, könn mers immer nu verschenkn!"

Sie besannen sich auf ihr christliches Wesen,
und dachten an den Pfarrer und seine Spesen.

A Staubsauger wurde davon gekaft,
damit des Saubermachen von der Kirch besser laft.

Doch hätten sie uns frong gmist,
wir hätten scho wos bessers gwißt.

Hätten sie besser ans Weltliche gedacht,
und a Spende für die Kerwaburschen gmacht!


Wahl

Alle sechs Johr hammer die Qual,
do steht a neuer Bürgermeister zur Wahl.

Heuer war die Auswahl groß,
aus jedem Kaff a Kandidat, do war vielleicht was los.

Doch Bürgermeister kann nur einer sein,
drum luden alle vier kräftig zur ihren Wahlveranstaltungen ein.

Bei dena Veranstaltunga wor meistens nix los,
des politische Interesse bei die Zicherbacher war scheinbar net groß.

Jeder hat große Reden gschwunga,
doch hams meistens die eigna Parteimitglieder bloß vernumma.

Deshalb hams a Flugblätter und Plakate gschriem,
und ham ghofft, do dermit die Leut auf ihre Seitn zu ziehn.

Aaner vo dena Kandidaten hat gmahnt, er wär der Beste,
und hat a in sein Brief nei gschriem, "Ich bin der Größte!"

Doch scho beim ersten Wahlgang hat sich gezeicht,
das es für ihn net ermol zum drittn Bürgermeister reicht.

Nach dem ersten Wahlgang wor nu gor nix klor,
so daß a Stichwahl nötig wor.

Normalerweis wenn in Bibert Schwarz und Rot zur Auswahl stehn,
is vo vornherein klor, wie die Wahln ausgehn.

Die meisten Leut ham net gedacht,
daß der rote Biber des Renna macht.

Der Bürgermeister is an jedem scho gut bekannt,
etz schau mer amol, woser ofängt mit seim Amt.

Etz sichin grod do untn stehn,
etz müß mern glei a Freibier gehm!

Nicht nur an Bürgermeister ham sie zur Wahl gestellt,
a a neuer Gmarat wurde gwählt.

Die Zicherbacher warn aktiv in jeder Partei,
auf jeder Listn war aaner dabei.

Manche vo dena Oldn worn ganz sche überrascht,
das viel Junga ham so an Haufm Stimma derhascht.

Viel Aufregung hats gehm, doch etz is vorbei,
für die nächstn 6 Johr bleibts etz dabei.


In eigener Sache

Mit dem Kerwafichtnloch is etz jedes Johr a neus Problem aufkumma.
Drum hamma des heuer selber in die Hand gnumma.

Des war a nötig, weil bei die Kneipn nix mehr geht,
und a Kerwa nix taucht, wenn ka Fichten steht.

Früher hats beim Wirt für des Aufstelln was gem, zum Saufen und zum Fressen,
des fällt jetzt weg, ober zum Glück hat uns die Gmaa net ganz vergessen.

Denn die ham uns a neues Loch beschert,
und a des Freibier net verwehrt.

Da derfür bedank mer uns recht herzlich bei der Gmaa,
und vielleicht, des wer net schlecht- sin nächsts Johr a nu freie Bratwürst da!


Schluß

Liebe Leut, es ist vollbracht,
wir hoffen, es hat a heuer wieder Spaß gemacht.

Von unsrer Seiten aus wors recht schee,
wenns euch a gfolln hat, wern mer uns nächstes Johr wiedersehng.

Und wenn aaner dabei is, dem wor des zuwider
der soll doch an Schluck saufn, dobei legt si der Ärger wieder.

Nun wolln wir die Kerwapredigt beenden,
Aufwiedersehn - ihr könnt aber ruhig noch do bleim, und a weng was für uns spenden!


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