ZICHERBACHER
KERWAZEITUNG
Ziegenbachs Kirche 1995 Ziegenbachs Kirche


Aufgrund negativer Erfahrungen bei den Umzügen selbst sehe ich mich genötigt zu betonen, daß die in den Kirchweihzeitungen veröffentlichten Ansichten und Darstellungen nicht meiner persönlichen Meinung entsprechen. Sie werden hier nur wiedergegeben, um die tatsächlich so gehaltenen Kirchweihpredigten einem größerem Publikum zugänglich zu machen.

Thomas Schad


EINLEITUNG

Liebe Leut, 10 Johr is her
die meisten wissens scho net mehr,

da hats a Kerwa-Zeitung gebn.
Dieser Brauch soll wieder lebn !

Scho lang habt ihr nemmer vernumma,
wos ibers Johr is vorgekumma.

Doch heut erfohrt ihr es sogleich
denn es geschah so mancher Streich !


FEUERWEHRFEST

Am Tach hat die Sonna net gschiena, der Himmel war grau,
doch Nachts wars eh finster, und die Leut dafür blau.

Mitn Frühschoppn hats ogfangt, da liefs noch normal.
Die Stunden verstrichen, und dann wurds fatal.

Die Birklinger hams wieder recht getriem,
aaner is am Tisch glei hänga bliem.

Des Bier und die Schoppn hams ganz schee in sich ghabt,
Nachmittags umma 3 hatsn erstn unter Tisch nunter klappt.

Doch zum Glück gibts Sandys Freunde, die sind hilfreich und nett,
die sorgn für Musik und bringa Bsuffne ins Bett.

Sei Musik allerdings hat scheints net so neighaut,
denn kaum war er weg, hams a annere Anlach aufbaut.

In der Halln tobt der Techno, der Heino im Zelt,
Ruck Zuck war für alle in Ordnung die Welt.

Des Fest war am verebbn, des war nimmer schee,
da hattn a paar Junga a geniala Idee.

Eben warns noch Tisch und Bänk gewesen,
schwup di wup, da wars ein Thresen.

Als die Bar nun endlich stand
war kein Alkohol zur Hand.

Drum ist jeder heimgelaufen,
um zu holn an Schnaps zum Saufen.

Asbach, Tequilla, Whiskey, Wodka - alles ka Problem,
in Zicherbach hats auf aamal alles gem.

Endlich war der Stoff bereit,
und die Leut, die warn bald breit.

Es sind passiert an Haufn Sachn,
da könnerst scho a eigne Kerwa-Zeitung draus machn.

Über a paar von dena Gschichtn,
wolln mer aber doch berichtn:

Dafür gibts Zeugen, mir wolln euch net linken,
mit einige konnst sogar Brüderschaft trinken.

Asbach-Cola hattna recht gschmeckt.
Beim Kaffeetrinkn später warns auf amal weg.

Die meisten Schnäps ham alle noch gschafft.
Doch Tequilla, Salz und Zitrone ham manche net grafft.

Es gab viele Experimente,
in welcher Reihenfolge man diese verwende.

Vor allem a Wirt, eichertlich a Mou vom Fach,
hat net kapiert die ganze Sach.

Grad viele von den Ziegenbacher Damen
am Abend dann in Hochform kamen.

Am Schluß hats dann noch Kaffee gebm, es war recht nett.
Die Gastgeberin hattn nur aufgsetzt, dann is sie ins Bett.

Wir freun uns scho aufs nächste Jahr, gewiß,
mal schaun, was dann wieder alles is.


KÖNIGLICHES

Vor gar nicht allzu langer Zeit
machte sich in Ziegenbach gar königliches breit.

Er kaufte ein Häuschen und er beschloß:
"da draus mach ich a wundervolls Schloß !"

Goldene Fenster und a neus Dach,
a funkelnagelneuer Zaun, daß I net lach.

Kneipentouren bis spät in die Nacht
is wos unser Adeliger all zu gern macht.

Die Sperrstund war scho lang vobei,
do is er immer nu ghock bei Bier und bei Wei.

Bis es dem Wirt zu bled worn is,
und er den Vornehmen vor die Tür auf die Straß naus schmiß.

Der Weg vo der Kneipe ham zum Schloß is recht beschwerlich,
denn der spitzige Sicherheitszaun is ziehmlich gefährlich.

Für den Hund wor der Zaun ka großes Hindernis,
weil na sei Herrla kurzerhand drüberschmiß.

Irgendwie hat ers aber trotzdem gschafft,
denn am nächstn Tach is er in seiner Burg aufgwacht.

Als diese Nacht war dann vorbei,
drohte er dem Wirt mit der Polizei.

So soll der gmacht ham ihm kaputt
sei Brilln und sein goldna Schmuck.

Als sei Frau socht ihm, daß er sich irrt,
is vergessn die Streiterei mit dem Wirt.


MASCHINIST

Bei uns im Dorf, da gibts an Maschinistn,
der repariert Feuerwehrspritzn und annara alta Kistn.

Der werkelt vo früh bis spät in die Nacht,
sogar am Sonntach werd mer wach von dem Krach.

Unser Sunny-Boy hat a groß Maul, waaß über alles Bescheid.
Bloß wenn er a Weib sicht, dann sucht er des Weit.

Aber net nur bei die Weiber kricht er an Schreck,
a bei der Feuerwehr left er weg.

Mit am Satz überm Boch, ma solls gar net glaum,
ruck zuck in der Heckn - so schnell kannst net schaun.

Auch bei die Klader kennt er kein Pardo.
Sommer wie Winter zicht ers selbe o.

Aber beim Scheißen is er jetzt luxuriös.
Des Plumsklo is weg - mir senna net bös.

Doch aus Ziecherbach is er einfach net wegzudenkn.
Hättn mern net, müßt mer unser Geld an teurere Werkstättn verschenkn


FREILANDMUSEUM

Da gibts a Familie, die sind recht fleißig.
Wenns so weitermachn, dann sinds bald zu 30 !

Am Sonntach beim Kirchgang, mer solls net glaum,
kannst der völlich umsunst ihr Freilandmuseum anschaun.

Des is recht interessant, da steht immer was rum.
Mal is a alter Schlepper, mal vo am Hänger a Trum.

Doch ihr braucht net glaum, der is verrückt.
Er verscherbelts gen Ostn, is des net gschickt ?

Der Hunger von seim Hund, der is a net schlecht.
Drum kam ihm der Tierarzt gerade recht.

Der moch ka Chappi, des schmeckt beschißn.
Drum hat er sich vom Tierarzt a Stück abgebissn.

Bei der Arbert sins recht modern.
Die schaffn im Team, könnt nu a Kolchosn draus wern.

Die ham a Arbeitsgmeinschaft mit am Unterfrangn.
Daß alls so gut klappt, hams a dem zu verdankn.

Wenn er mal grad net arbert und im Fernseh lefft bloß Schund,
streit er am liebstn mit seiner Fra, schreit si die Stimmbänder wund.

Dabei kummts vor, da grät er so arch in Wut,
haut gecher die Wänd, und die Händ is kaputt.


LÖSCHMEISTER

Der neue Bürger im Ort aus Unterfrangn
den hams aufgnumma bei der Feuerwehr fast wie an Kommandandn.

Der löscht die Bränd, wo immer sie sin
am liebstn in der Kneipn drin.

Ma sollert gar net glam, wie schnell des geht
daß so a Seidla immer leerer werd.

Doch net nur in der Kneipn, a derham übt er des Löschn
bei die Autos, die auf der Straß vorüberbreschn.

Zu seim Junior secht er: Wasser marsch
auf daß die Autos etz wern naß.

So übt er täglich immer mehr,
auf daß besser werd die Zicherbacher Feuerwehr.


SCHEUNENDACH

In Zicherbach gibts a Scheurerdach
des wär vor 20 Johr scho bald zamgekracht.

Vor a poor Johr hat er si dann gedacht:
des Dach werd etz mol neu gemacht.

Die Ziegel hat er ruck zuck kafft
und sie hinter in sein Hof neigschafft.

Da sin si viele Jahre gstanna
doch mitn Dach is net weitergannga.

Heuer im Frühjohr is dann endlich losganga,
do hat si a Zimmermou gfunna für des Unterfanga.

Nachdems die Ziegel vom Dach runtergrissen,
do hams gesehn, die Bolken sin a ganz schee bschißn.

Bei derer Gratschn wors a Wunner,
daß des Dach is net vo selber runterkumma.

Ruck Zuck wor des Dach dann neu,
da regnets nemmer nei ins Heu.

Der Rest vom Dach werd a nu gmacht,
bloß wann - des is a annara Sach.


ASYLANTEN

Af Zicherbach wolln immer mehr rei,
die beondrongn Asyl - und scho sins dabei.

Wo die herkumma, ma sollts gor net glam,
wos die do vo Angwohnheitn ham.

Bei die ahn schauts aus wie bei die Hottn Tottn.
Ma mahnt, des is a Kompost, da soll alls im Hof verrottn.

Ob olda Autos oder landwirtschaftlicha Maschina,
alles is da drin zu finna.

Ein Haufen aus Dreck - auch Scheiße genannt,
erstreckt sich übers Hinterland.

Den Gestank, den merkt mer in Zicherbach sofort.
Sogar in der Siedlung, am hintersten Ort.

Wenn des mit dem Gstank so weitergeht
braucht jeder im Kaff bald a Atemschutzgrät.

Die Scheiße fahrns am liebstn am Samstach aus,
damits am Sunntach stinkt in jedem Haus.

Die Viecher vom Houf die derfm überall nou gen.
Im ganzn Dorf hat mer si scho gsehn.

Die Pfau fliegn auf die Dächer nauf,
die Säu führn auf der Straß a Paradn auf.

Die Entli mahna, sie müßn dann a net pariern,
die gehn dann bei die Nachbarn spaziern.

Mit der Landwirtschaft hams wenich am Hut,
die mahna, erchertwie geht des scho gut.

Die ackern im Frühjohr und säa im Summer.
Der Fluchhofer freit si, des is ja ka Wunner.

Vielleicht werds erchertwann mit denna besser wern,
dann kriegn mer doch nu die Goldmedailie in "Unser Dorf soll schenner wern"


FEUERWEHRKOMMANDANT

An neua Feuerwehrkommandandn ham mer a gricht,
über den wiß mer a a scheena Gschicht.

Der hat glei an großn Lehrgang mitgmacht
und anschließnd die Feuerwehr auf Vordermann bracht.

Do drauf hi find dann a Abzeichnprüfung statt
damit die Feuerwehr wos zum Vorzeign hat.

A neua Klader hat er glei bestellt
damit die Feuerwehr nach außn hi wos gscheits darstellt.

Die Brandschutzwochn sin na es liebste
do kann er vorausgehn, als Kappo an der Spitze.

Des Funkgerät in der Hand und geschwollener Brust
ergreift ihn dann die Feuerlöschlust.

Seim Eifer hat es Gsetz an Strich durch die Rechnung gmacht
weils die Absetzung der Feuerschutzabgab ham durchgebracht.

Drum werns bei die Übunga immer wenger
4 - 5 Leut, mehr werns einfach nemmer.


SCHLACHTSCHÜSSEL

A älderer Mou, der hat si gedacht
heit werd bei der Schlachtschüssel is Bäuchla vollgmacht.

Am End hat er mehr gsuffn als gfressn
und den Wech auf die Straß naus vergessn.

Er hat's dann aber doch no gschafft,
kam aber net weit, denn dann hatsn auf der Straß nougrafft.

Zum Glück is grad a Jungssell von der Arbeit kumma
und hat den Mo in seim Auto mitgnumma.

Er fährt na ins Dorf nauf
und sperrt na sei Häusla auf,
legt na nu in sei Bett
- des wor doch recht nett.


HOCHZEIT

Net bloß die letzt Kerwa-Zeitung is 10 Johr her,
a a Hochzeit wor so lang kana mehr.

Doch etz ham ma wieder an unter der Haubn,
der Bauer untn links, der mußte dran glaum.

Nach Hürafeld is er ganga, da fand er a Fra.
Der hat er a Kind gmacht, dann wor alles klar.

Bis zum Schluß hat ka Mensch vo was gwißt.
Auf amal hat mer erfahrn, daß Polterobnd ist.

Der Polterobnd, der wor net amal schlecht.
An Hafn Leit sin kumma und ham bis tief in die Nacht durchgezecht.

8 Toch später war die Hochzeit, die Kerch wor recht voll,
doch der Pfarrer hat ka Lust kappt, net recht gwißt was er song soll.

An Hafn Vereine sin gstanna Spalier,
die Handballer, die Feuerwehr, die Fußballer worn drauß vor der Tür.

A paar sin fast zuspät kumma, des hatte sein Grund:
Die Kerch hat net lang dauert, grad ebn a halba Stund.

Hektar bleibt Hektar, des is wohl klor.
Drum wünsch mer alls Gute dem junga Poor.


ENTENGULLASCH

Net nur vo der Hochzeit wolln mer berichtn,
vo dem Hof da gibts nu ganz annara Gschichtn.

Am Samstach Nacht, des Kaff hat nu gepennt,
da is aner mitn Fend rückwerts an die Wänd.

Des Gschrei wor groß, der Bulldog verdellt.
Selbst der Fahrer hat net recht gwißt, wos des hat gsellt.

Später hat si rausgstellt, des wor a technischa Defekt:
des Gaspedal is kanga, es wor halt verreckt.

Doch daß der Schlepper a a Bremspedal hat,
des hat er net gwißt, sunst hätter kan Unfall ghabt.

An Hund hams a, der kläfft und bellt,
der mächt rebellisch die halbe Welt.

Doch mit dem is es net getan,
der Briefträger und sogar Entn müßn dran glam.

Früh morgens überkam ihn die Gier
und er macht sich fort ins Entenrevier.

Die Wirta sah mit großem Entsetzen:
"Allmächd", der Sunntochsbradn, der lag in Fetzn.

Mir wissns net genau, mir hams net probiert,
vielleicht hattsis ihre Gäst als Gullasch serviert.


FRISEUR

Do gibts a Familie in dem Kaff,
für denna ihr Burschn is der Friseur die größte Straf.

Denna ihr Hoor, die wern immer länger.
Die mahna wohl, dadurch werns scheener.

Der Friseur, der vo denna ihrm Hoorschnitt lebn muß
braucht vo der Sozialhilfe an großen Zuschuß.

Vo weitn wennst si sigst mit die langa Hoor
könnst mahna des is a Madla, des is fei wor.


GULLASCH 2

Mittoch umma 12a isses so weit,
do is in ganz Zicherbach Essenszeit.

Drum hat si a alta Fra gedacht,
etz werd si wos zum Essn gmacht.

Kurz überlecht, und scho wor klor:
A Fastfood aus der Dosn geht am schnellstn, des is wohr.

In der Speiß, im Regal, stehn die Dosn drinna,
aber auf mancher is ka Ettikett mehr zu finna.

A Gullasch solls heit Mittoch gebn,
die silberne Dosn hat im Regal am schengstn gseng.

Aufm Herd stellt sie an Topf nou
und fängt sogleich des Kochn ou.

Als es fertich is kummts nein Teller nei,
zugleich kummt der Bu in die Küchn rei.

Der schaut in die Dosn nei -
und denkt si: des kann doch gor ka Gullasch sei !

Der hat zwor ka Ahnung vom Kochn,
doch hat er den Bratn vo weitm scho grochn.

Er hat sei Oma sogleich gewarnt
und des Gullasch als Katzenfutter enttarnt.

Wenigstens ham sie die Katzn gfreit,
das es gibt a warma Mahlzeit heit.


MOFAROCKER

Ewich isser Fahrrad gfahrn, des is wohr,
doch etz muß a Mofa her, des is klor.

Als des Mofa war dann bereit
isser die Dorfrundfahrt gfohrn in kürzester Zeit.

Af so ana Rundfahrt gibts viel zu sehn,
des hat er na sofort an die annern Bewohner im Dorf weitergem.

Früher do ham si des ausgschellt,
wos heitzutoch so a Mofafahrer derzählt.


KERWAFICHTN

Bevor mer etz unner Red beendn
müß mer uns nu an annerm Thema zuwendn.

Des Aufstelln vo die Kerwafichtn
zählt jeds Johr zu unnara Pflichtn.

Wie ihr seht ham mer heuer bloß ana aufgstellt.
Warum, des ham mer glei derzählt !

Do hams dem an Wirt a neus Hoftor nougezaubert
und do dabei des Fichtnloch zugemauert.

Und wenn ka Fichtnloch is do
dann stelln mer a ka Fichtn no.

Wenn er si mächt a neis Loch nei sein Gartn,
dann gibts nächts Johr a wieder a Fichtn - des is gor ka Debattn.


SCHLUSS

Und olle die hier vorkumma,
hoffendli hab ihrs uns net krum gnumma.

Kerwa is bloß amal im Johr,
drum muß mer a por rausziegn aus der großn Schor.

Trinkt a Maß und lacht mol drieber
dann is olles schnell vorieber.

Ihr könnt a denkn stur und barsch:
"Oh gehts her, leckts uns am Arsch !"

Und wer si recht ärchert iber denna Sachn,
der kann nächstes Johr wider drieber lachn.


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