ZICHERBACHER
KERWAZEITUNG
Ziegenbachs Kirche 1964/65 Ziegenbachs Kirche


Aufgrund negativer Erfahrungen bei den Umzügen selbst sehe ich mich genötigt zu betonen, daß die in den Kirchweihzeitungen veröffentlichten Ansichten und Darstellungen nicht meiner persönlichen Meinung entsprechen. Sie werden hier nur wiedergegeben, um die tatsächlich so gehaltenen Kirchweihpredigten einem größerem Publikum zugänglich zu machen.

Thomas Schad


1964

Wie alle Jahr in Ziegerbach
gabs a heuer wieder Streit und Krach,

drum breng mer heut die Neuigkeiten
von den besonders betroffnen Leuten!


Es hat aaner auf der Kerwa, des dürf mer laut sogn,
a Säula gschlacht, des hat getrong.

Des Saula hat zum Eber ausprobieren gekehrt,
da hat der Mann net gedacht, daß des was werd.

Des Säula hat 14 Junga ghat,
da war der Fleischbeschauer ganz sche platt.

Wenn des bei der Menschheit a so wär
dann gäbs überhaubt ka Kindergeld mehr!


Im hintern Dorf da is a ganz a Schlauer,
der hat zu sein Nachbarn gsagt: "Möcherst net amal rüber schaua?"

Er hat als Startpilot Fliegengift verwend.
Da sagt der Gerhard: "Ka Wunner, daß des net brennt!"

Er hat in seim Zuckerrübenfeld a a ewiges Lichtla ghat,
des dient zum Vertreim von Reh, Has und Bussard.

Die Fremden ham immer gfragt: "Was is des da drüben?"
Dena ham mer gsagt, des sen die Rücklichter von de Zuckerrüben!


Mir ham a ganz kleins Schulmeisterlein,
das zog in eine ganz große Wohnung ein.

Den 1. Winter hat er kalt verbracht,
da hat er so bei sich gedacht:

"Der 2.te Winter muß besser sein,
da muß ne Wärmflasche mit 2 Ohren ins Bette rein!"

Sein Auto mag er noch so lieben,
doch einmal mußten ihn die Kinder schieben,

denn sein Sprit ging ihm auf der Strecke aus.
Durch Muskelkraft kam er auch nach Haus.

Die Nacht verbrachte er mit Sorge und Gram,
denn nun hat sich schon wieder ein Gelehrter vertan!


Dem Fleischmann is der Bulldog beim kultiviern stehn gebliem,
da hat er des Auto gholt, denn er wollt ihn net schiebn.

Des war ein Kichern und Lachen,
ober da sechters: mit an VW kann mer a viel machen!


Der Papritsch schwelk schwach und klein
fährt mit seim Schlepper im Misthacken hinein.

Seine Frau die springt mit Zaster
gleich nauf zum Bürgermaster.

Der hat sich a weng lang besunna weger dem Schlepper.
Da ruft es Gretchen: "Holsten oder holsten net!"


Eine Ziegenbacher Bäuerin ist sehr bedacht,
sie fährt öfters dem Bauer die Brotzeit nach.

Da kommt sie doch von Acker zu Acker
und find ne net immer gleich, den Racker.

Denn aamal isser hier, mal dort,
sie find n aber doch an jedem Ort.

Will er amal länger im Wirtshaus lachen,
na holt sen gleich ham zum Hausaufgab machen!


In der Flurbereinigung da wirds ganz toll,
kanner will mehr an an Hügel no.

Es sen a paar do, die schenten immer.
Die ham a Spatzerhirn, des wird immer schlimmer.

Sie streiten a wenn sie dabei profitiern,
dena müßert mer mal die Goschn poliern!


Beim Maschinakauf gehts immer lustig her,
kanner will zurückstehn, denn jeder hat mehr.

Als er ham is kumma und hat des Ding erzählt,
da hat sei Fra gsagt: "Ich glab, dir hat a Schräubla gfehlt!"

Der Verkäufer hat gsagt: "Rückgängig kann mer des nimmer machen.
Der Vertrag is schon auf Nürnberg nauf gloffen!"

Vor lauter Ärgernis in diesem Spaß
mächt er jetzt die Kartoffel mit dem Grober raus.


Der Gong, der hat zu lang gstanden im Stall.
Da sagt der Fritz: "Der muß laufen wieder amal!"

Der Gerd, der hat sich als 1. drauf gschwunga
und is aber bloß bis zum Hoftor no kumma.

Der Ftritzi hat des Ding a mal probiert,
den hat er a bißla weiter geführt.

Der Fritz hat gsagt: "Mit euch Scheißer is nix los!"
er schwingt sich nun selber auf sein Roß.

Na hat er gsagt: "Ich schau mal hintern Wolfstall"
da spitzt der Gong die Ohrn, des wor ihm zu toll.

100 Meter ging er ganz zahm,
auf einmal fing er zu tänseln an.

Der Fritz in Gedanken über sein Erfolg
merkte net wie der Gaul ging hoch.

Er fiel nicht ganz sanft ins naße Gras,
der Gong im Galopp nach Hause rast.


Beim Frona da wird immer sehr wenig verdient,
noch weniger, wenns staubige Arbeiten sind.

Und heiß wars auch am selbigen Tag,
da kriegt mer an Durst bei dera Plag.

Zur Brotzeit sen sie halt zum Frühwald nei
und ham gsagt: "Babertli schenk a Mäßla ei!"

A glücklicher Spender hat sich a nu eigfunna,
am selben Tag is die Ärbert ganz verkumma.

Sie hatten getrunken so manches Bier,
na merkten sie, se sen nemmer ganz hier.

Dem aana fällts ei ganz plötzlich im Nu:
"Ich brauch nu a Spritzn für meinera Kuh!"

Der gute Mann is nemmer dazu kumma,
da hat ihm sei Nachbar die Ärbert ognumma.


So Leut, jetzt geht in die Wirtshäuser nei
und esst und trinkt bis euch den Bauch auftreibt!


1965

Es ganze Jahr ham mer uns auf den Tag gfreit.
Heit is unner Kerwa, jetzt is so weit!

Von euern Wohlstand, den wiß mer net, da könn mer nix drüber berichten.
Ober mir bringer die anner Seiten, denn jetzt kumma euer Lausbubengeschichten!

Die Lausbum, des sen net immer die Junga.
Die Alten ham si heuer a ganz sche übernumma!


Die Hoserzucht schleicht im Dörfla immer mer ei.
Der aane, der läd sei Hasen im Goggo nei,

denn in Gedanken is er scho bei seiner Klana,
doch bei der Hosen is es net so einfach, dena muß mer erst nou langa.

Und hätter des derham scho gmacht,
na hättn die Hosn beim Krumbiegl net grafft.

Ach ihr Leut, des hat mich gerührt,
denn der hat sein Hoser zum Decken gführt!

Die Kunst is heit groß, des derf mer laut song,
aber a Männla, des brengt mer net leicht zum Trogn!


Die annern sen groß, welln immer höcher raus.
Die baua a Silo, des schaut über die Scheuer naus.

Doch den Bau, den hatt er bereut,
denn damit hatt er sei Wasser versäut.

Ich bin na froh, daß den Gscheitn a wos passiert,
sonst hättn si die Dumma scho lang ausrassiert!

Der Betreffende, der hat an Junga,
der is vo der Musik nemmer ham kumma.

Des Fahrzeug, des war 14 Tag fort,
des war gstanna an am verschwiegna Ort.


Nun hört ihr Leut, ich derfs euch song:
unner Schulmaster is heuer Vati worn!

Sei Ernt, die fährt er aus mit sein Kinnerwong,
genau wie die Bauern mit ihr Gummiwong.


Beim Pfeufer sein Nachbar is a a Ding passiert,
der hat a Sau zum Eber nauf gführt.

Die Sau war zwar dreckig, sie war aber a gscheit:
beim Hamweg is sie in die Küchen und hat die eigweiht.

Der Krug aufm Tisch, der hatt era imponiert.
Vo om is sie net beikumma, na hatt sis vo unten probiert.

Des Gretchen hat gschaut und gewettert,
na hat die Sau den Ofen umgwettert.


Es is holt so Sitte bei uns dahier:
Die Ortsburschn, die wellns, und die kriegn a ihr Bier!


Zurück zu Schad!s BrauchtümlichesZurück zu Schad!s Brauchtümliches
Zurück zu Schad!s HeimatseiteZurück zu Schad!s Heimatseite